Archiv der Kategorie: Luftschadstoffe

Haft für die bayerische Umweltministerin?

Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts München aus der letzten Woche, wäre das nach Ansicht des Anwalts der Deutschen Umwelthilfe durchaus im Bereich des Möglichen. Das Gericht hat ein Zwangsgeld von 4000€ gegen den Freistaat Bayern verhängt, weil er den Luftreinhalteplan für München nicht so geändert hat, dass die Stickoxidgrenzwerte eingehalten werden.

Um die seit 2002 überschrittenen Stickoxid-Grenzwerte in Hösbach einzuhalten, hat die Regierung von Unterfranken noch nicht mal einen Luftreinhalteplan aufgestellt. Vielleicht gelangt das Immissionsrecht nun nach 15 Jahren auf diese Art und Weise so langsam auch in die bayerischen Randbezirke.

Entscheidung zur Luftreinhaltung naht…

Am 22.2.2018 wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig als höchste Instanz die Frage klären, ob Fahrverbote als Mittel zur Einhaltung von Luftschadstoffwerten geeignet sind. Verwaltungsgerichte in Stuttgart und Düsseldorf hatten nach einer Klage der Deutschen Umwelthilfe diese Frage grundsätzlich bejaht, das Land Baden-Württemberg erwirkt durch eine Sprungrevision an das BVG nun eine höchstrichterliche Entscheidung.

Möglicherweise wird sich dann auch die Regierung von Unterfranken etwas überlegen müsssen. Seit 2002 sind die Schadstoffgrenzwerte in Hösbach erreicht bzw. überschritten. Der Jahresmittelwert für Feinstaub PM10 von 40µg/m³ war in Hösbach Mitte im Jahr 2002 schon erreicht. Der Grenzwert für Stickoxide (40µg/m³) war damals mit 72 µg/m³ schon deutlich überschritten. Einen Luftreinhalteplan hatte die Bezirksregierung abgelehnt, sie wollte die Schadstoffe mit planunabhängigen Maßnahmen reduzieren.

Informationen zur aktuellen Luftschadstoffbelastung in Hösbach finden Sie unter der Rubrik Fakten oder in Pressemeldungen zu Feinstaub oder Stickoxid.

 

Verkehrs- und Feinstaubdaten

Nachdem unsere erste Feinstaubmess-Station nun eine Woche in Betrieb ist, können nun erstmals Feinstaubimissionen und Verkehrsbelastung an der Hauptsstraße direkt verglichen werden. Über den Zusammenhang konnte bisher nur spekuliert werden, da das Landesamt für Umwelt bei der letzten amtlichen Feinstaubmessung in Hösbach MItte sich außer Stand sah, die Feinstaubwerte mit den Daten  von Staus auf der A3 zu vergleichen, oder gar gleichzeitige Verkehrszählungen durchzuführen.

Die Ergebnisse sind ab jetzt im Menü Fakten auf der Seite Feinstaub- und Verkehrswoche zu finden.

VIH-Feinstaubmess-Station

„In Bayern kaum Belastung mit Feinstaub“, so lautete eine Überschrift in der letzten Wochenendausgabe des Main-Echo. Rechtzeitig vor den Wahlen wird nochmal mit passenden Presseveröffentlichungen Einschläferungspolitik betrieben, um die Defizite der Bundes- und speziell der bayerischen Staatsregierung im Umweltsektor unter den Teppich zu kehren.

Warum es keine Grenzwertüberschreitungen gibt, liegt wohl auch an der Dichte und Lage der Messstationen. Nicht an jedem Luftschadstoff-Hotspot, wie z.B. in Hösbach, wird auch gemessen. Die letzten Messungen liegen Jahrzehnte zurück, die damals gemessenen NOx -Überschreitungen hatten so gut wie keine Konsequenzen. In den politischen Gremien sind sie nach wie vor kein Thema.

Wie immer in solchen Fällen, wenn Behörden und Verwaltungen kein Personal, kein Geld oder schlicht keine Lust haben um für Aufklärung zu sorgen, ist die Initiative der Bürger gefragt. Im Rahmen des Projekts Open Knowledge Foundation Germany und des Programms Code for Germany widmet sich das OK Lab Stuttgart der Feinstaubmessung. Es werden Bundes -und Europaweite Daten, aus Feinstaubmessstationen, die nach einer detaillierten Anleitung aufgebaut sind, ermittelt. Diese werden auf einer Feinstaubkarte dargestellt. Die VIH hat sich diesem Civic Tech Netzwerk angeschlossen und eine erste Feinstaubmessstation gebaut. Parallel zur täglichen Verkehrsbelastung kann nun ab sofort im meistbefahrenen, westlichen Teil der Hauptstraße auch die Feinstaubbelastung gemessen werden.

Die aktuellen Werte von Temperatur und Luftfeuchte finden Sie hier. Die Werte der aktuellen Feinstaubbelastung PM10 (Partikelgröße 10µm) und PM2,5 (Partikelgröße 2,5 µm) finden Sie hier.
 

Gesundheit vor automobilen Privilegien

Dieser Grundsatz, den das Verwaltungsgericht Stuttgart gestern in einem Urteil zu Überschreitungen von Stickoxid-Grenzwerten formulierte, gilt leider nur für die Einwohner Stuttgarts oder anderer Großstädte. In Hösbach wird man auf eine solche Einsicht wohl noch lange warten müssen. Obwohl auch hier die Grenzwerte für Stickoxide überschritten sind und seit 2010 dokumentiert sind, werden keine Maßnahmen durch die zuständige Bezirksregierung ergriffen, im Gegenteil: Einstimmig lehnte das Behörden-triumvirat bestehend aus unterer Verkehrsbehörde, Staatlichem Bauamt und Polizei den Antrag des Marktes Hösbach und den Vorschlag der Verkehrs-Initiative ab, zumindest für die Baustellenzeit Tempo 30 anzuordnen. Dadurch wäre zumindest die Lärmbelastung etwas reduziert worden.

Seit der letzten Änderung der Umleitung aufgrund der Hauptstraßenbaustelle, hat nun die Mühlstraße die Hauptstraße als verkehrsreichste Straße abgelöst. Zumindest im Bereich der Ortsmitte(Zählstelle 11) fahren momentan weniger Fahrzeuge, als in der Mühlstraße (Zählstelle 6). Nur im verkehrsreichsten, schon fertiggestellen westlichen Teil der Hauptstraße (Zählstelle 1) fahren noch geringfügig mehr Fahrzeuge. Die Entwicklung der Verkehrsströme an den einzelnen Zählstellen lässt sich auf unserer Verkehrsbelastungskarte Hösbach ablesen. Die Verkehrsentwicklung an Wochentagen im meistbelasteten Abschnitt der Hauptstraße finden Sie unter Verkehrsdaten Hösbach West.

Jetzt wird geklagt

Aufgrund der  Stickoxidbelastung und der  unzureichenden Gegenmaßnahmen der Bundesregierung klagt jetzt der Bund für Naturschutz und Umwelt gegen das Kraftfahrt-Bundesamt. Erläuterungen dazu finden Sie hier. Der BUND bittet um finanzielle Unterstützung für diese Klage.

In Hösbach sind die Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte seit Jahren durch das Landesamt für Umwelt dokumentiert. Spezielle Gegenmaßnahmen wurden bisher nicht eingeleitet. Die Hauptstraßenbaustelle und die aktuelle Umleitungssituation haben das Thema Luftschadstoffe in den Hintergrund gedrängt. Die Lösung dieser Probleme steht auch in Hösbach noch aus.