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Hösbach -Bahnhof, die 2te

Am 15.6.2016 fand die 2. Informations- und Diskussionsveranstaltung zur Verkehrssituation in Hösbach-Bahnhof/Winzenhohl statt. Die kontroversen Interessen der Anwohner wurden in der Diskussion deutlich. Für die Vorschläge des Gutachterbüros zur Verkehrsverteilung, fand sich kein Konsens. Deutlich wurde, dass die Aschaffenburger Straße in das Konzept mit einbezogen werden muss.

Zur Behebung eines der wesentlichen Beschwerdepunkte,  überhöhte Geschwindigkeiten, wurden  stationäre Blitzanlagen vorgeschlagen. Die Polizei lehnt dies mit der Unterstellung ab, sie würden nur an einer Stelle zu Einhaltung der Geschwindigkeit führen und durch Abbremsen und Beschleunigen zu mehr Lärm führen. Über einen Versuch oder eine geeignete Stelle, an der diese These überprüft werden könnte, wurde nicht diskutiert. Weiteres Argument: In Bayern will man das nicht.

Vielleicht würden Überlegungen zu den „nicht quantifizierbaren Lösungen“, d.h. Bus, Bahn, Carsharing, Fahrad, Fußverkehr doch ehr zu dem führen, was die Anwohner sich ursprünglich mal gewünscht hatten: weniger Autoverkehr. Falls sich das jemand nicht vorstellen kann, hier eine Vision dazu.

Quelle: Vortrag Martin Randelhoff, Aschaffenburger Energiegespräche 2016, www.zukunft-mobiltaet.net
Quelle: Vortrag Martin Randelhoff, Aschaffenburger Energiegespräche 2016, www.zukunft-mobiltaet.net

Antrag auf Tempo 30 abgelehnt

Die untere Straßenverkehrsbehörde hat den Antrag auf Einführung von Tempo 30 auf der Hauptstraße  zwischen Robert-Koch-Straße und westlichem Ortseingang abgelehnt.

Zwar bestätigt das Schreiben, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung aus Lärmschutzgründen aufgrund der Straßenverkehrsordnung durchaus möglich wäre, bezweifelt aber die Lärmminderungswirkung einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30. Die Behörde und die beteiligten Fachbehörden  ignorieren damit allgemeine Erkenntnisse der Lärmminderungsplanung und des Umweltbundesamts.  Argumentiert wird weiterhin mit einer rückläufigen Verkehrsentwicklung in Hösbach. Um eine Lärmminderung von 3 dB(A) zu bewirken, müsste die die Verkehrsbelastung um 50% reduziert werden. Nach dem ISEK-Maßnahmenplan werden allerdings im Idealfall 30% erreicht, das heißt die Lärmminderungswirkung beträgt deutlich weniger als 3 dB(A).

Die Kosten dafür: etliche Millionen Euro, Kosten für Tempo 30: 0 Euro. Wie war das noch mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, der in dem Schreiben ebenfalls zitiert wird?

Informationsveranstaltung Verkehr Hösbach-Bahnhof/Winzenhohl

Nachfolgend einige Gedanken und Thesen zur Informationsveranstaltung vom 11.5.2016:

  1. Diskutiert wird allenfalls eine Teillösung. Die Straße mit dem meisten KfZ-Verkehr in Hösbach-Bahnhof, die Aschaffenburger Straße, wird ausgeklammert. Gerade hier sind durch die Lärmkartierung des Landesamts für Umwelt Überschreitungen des zumutbaren Lärmpegels dokumentiert. Ein Lärmaktionsplan wäre erforderlich, wurde aber durch den Gemeinderat abgelehnt. Ein sinnvolles Verkehrskonzept in Hösbach-Bahnhof kann nur unter Einbeziehung der Aschaffenburger Straße entwickelt werden.
  2. Die Untersuchung beschränkt sich auf straßenbauliche Lösungen und ist fixiert auf den individuellen Autoverkehr und die Straßenverkehrsordnung, sowie die polizeiliche Meinung. Die eigentliche Vision, eine Verkehrsreduzierung, wird als Ziel gestrichen und vorschnell aufgegeben. Erklärtes Ziel ist nun nur noch die Verkehrsverteilung. Aus Gerechtigkeitsgründen ist dieser Aspekt durchaus nachvollziehbar, fraglich ist, ob dieser Ansatz bei zu erwartender, steigender KfZ-Belastung und möglicher Neuerschließungen von Wohngebieten tatsächlich eine Verbesserung der Wohnsituation in Hösbach-Bahnhof bringt.
  3. Die wirksamste Maßnahme zur Geschwindigkeitsreduzierung, festinstallierte Blitzanlagen an neuralgischen Punkten, wird nicht in Erwägung gezogen. Diese sind auch in Bayern nicht verboten und den Nachbarländern Hessen und Baden-Württemberg können gut in das Ortsbild integrierte Beispiele angeschaut werden.
  4. Im Vordergrund der Diskussion müssten Möglichkeiten zur Stärkung des Umweltverbunds (Bahn, Bus, Fahrrad, Carsharing, Fußgänger) stehen. Diese Möglichkeiten werden in dem vorliegenden Konzept nur auf einer Seite gestreift und als „nicht quantifizierbare Verkehrsreduzierung“ abgetan. Die Vorstellung solcher Alternativen wird durch den vom Markt Hösbach beauftragten Moderator und Verkehrsplaner ausdrücklich nicht gewünscht. Alle zukunftsorientierten Mobilitätskonzepte sehen in der Stärkung des Umweltverbunds und dem Ausbau der Verknüpfungen (intermodale Schnittstellen) die einzig sinnvolle und nachhaltige Lösung der Verkehrsprobleme.
  5. Spätestens bei der Umsetzung dieses Konzepts werden wieder Fragen zur gerechten Verteilung, dann der Ausbaubeiträge, beantwortet werden müssen. Das allgemein akzeptierte Prinzip“ einige wenige leben gut auf Kosten von vielen anderen“ wird dann wieder umgekehrt, und die Anwohner, die dann die Belastungen des umverteilten Verkehrs der vielen anderen ertragen müssen, dürfen dann als „Sondervorteil“ einen nicht unerheblichen Teil der Abgabenlast bezahlen. Die Verwaltung und der Gemeinderat sieht schließlich keinen Handlungsbedarf das bisherige Satzungsrecht zu Ausbaubeiträgen zu ändern. Eine solche  Änderung  wäre durch die Novellierung des Kommunalabgabengesetzes seit 1.4.2016 möglich.

Die Qualität des öffentlichen Raums…

spielt nicht nur in Großstädten eine Rolle, wie manche Hösbacher vermeintlich glauben. Es gibt viele Anregungen und Beispiele, wie Wohn- und Einkaufsstraßen gut gestaltet werden können, auch in Orten wie Hösbach.

In einer Tagung am 16. Juni in Nürnberg  werden solche Beispiele vorgestellt.

Dazu passend hat der VCD ein neues Positionspapier zur Rückeroberung der Straße vorgestellt. Viele dort beschriebene Handlungsmöglichkeiten sind auch in Hösbach bedenkenswert.

7.Sitzung Lenkungsausschuss

Am gestrigen Tag gegen Lärm traf sich der Lenkungsauschuss zu seiner 7. Sitzung. Das Wichtigste in Kürze:

  • Bauarbeiten durch zusätzliche Arbeitskräfte nur noch geringfügig im Verzug, wegen unvorhergesener Kabelverläufe kam es zu Änderungen des Bauablaufs.
  • aktuelle Verkehrszahlen an den Umleitungsstrecken wurden vorgestellt, nur geringfügige Reduzierung der Gesamtverkehrsbelastung. Eine Stellungnahme des Verkehrsplaners hinsichtlich der beabsichtigten Verkehrsreduzierung von 30% nach Fertigstellung der Baumaßnahmen soll eingeholt werden.
  • Die Anzahl der Tunnelsperrungen auf der A3 sind im 1. Quartal 2016 ebenfalls zurückgegangen.
  • Zum Thema Nahverkehrsplan wurde festgestellt, dass der angestrebte 15 min Takt in Hösbach Ort noch nicht realisiert ist und einige Wohngebiete vom ÖPNV nicht im 300 m Radius erfasst werden. Weiterhin wurde das Einzeichnen  der Bushaltestellen in den interaktiven Ortsplan vorgeschlagen. Der Anrufsammeltransport wird gut angenommen.
  • Bezüglich der Änderung des Kommunalabgabengesetzes gibt es seitens des Markt Hösbach keine Bestrebungen wiederkehrende Ausbaubeiträge anstatt einmaligen Ausbaubeiträgen einzuführen. Es soll abgewartet werden.
  • Die Fußgängerampel an der Hauptstraße in Höhe Robert-Kochstraße muss aus Verkehrssicherheitsgründen auch während der Baustellenzeit in Betrieb bleiben.

Hösbacher Defizite im Nahverkehr

Durch die  Einführung des  Anruf-Sammeltransports wurde der öffentliche Nahverkehr in Hösbach, auch in den Ortsteilen zu Nachtzeiten und am Wochenende verbessert.

Bei genauerer Betrachtung gibt es aber noch deutliches Verbesserungspotential im Bereich ÖPNV.  Einige Defizite sind auf unserer Seite zu Nachhaltiger Mobilität zusammengestellt. Vom Markt Hösbach gibt es bisher keine Informationen, ob sich hier durch den neuen Nahverkehrsplan etwas ändern wird.

Eine Reduzierung der Verkehrsbelästigungen zu Spitzenzeiten durch individuellen, motorisierten Schul- und Pendlerverkehr mit besseren ÖPNV-Angeboten stehen noch nicht auf der Agenda im Hösbacher Gemeinderat.